Gestern war ich im Rahmen der ökumenischen Bewegung „Miteinander für Europa“ auf einer Pilgerwanderung von Allschwil nach Mariastein m Raum Basel.
Als Meditationsstoff erhielten wir drei Geschichten aus dem Lukasevangelium. Zum einen die Geschichte des Jünglings von Nain, zum anderen die vom barmherzigen Samariter und zum dritten die des verlorenen Sohns. An allen drei Stellen geht es um das Thema Barmherzigkeit. Es sind die drei Stellen im Lukasevangelium, an denen das griechische Wort splangchnízomai steht. Es meint eigentlich in den Eingeweiden zutiefst bewegt zu sein. Es ist der stärkste Ausdruck für Erbarmen, dass die Evangelien kennen.
Auffällig an diesen Stellen ist, dass dieses Empfinden des Erbarmens sofort zum Handeln führt:
Beim Jüngling zu Nain erbarmt sich Jesus und erweckt ihn zum Wohle seiner verwitweten Mutter zum Leben.
Beim barmherzigen Samariter handelt dieser sofort, macht Halt und versorgt den Verletzten.
Beim verlorenen Sohn erbarmt sich der Vater, läuft seinem Sohn entgegen, kleidet ihn neu ein und macht ein Fest.
Da wird nicht diskutiert oder lamentiert oder Pläne geschmiedet oder Vörsätze gefasst. Es werden nicht Risiken abgewogen und Erfolgschancen geprüft. Es wird gehandelt!
Wenn man von göttlichem Erbarmen erfasst wird, dann führt das zur Aktion, zur konkreten helfenden Handlung. Das machen diese Stellen deutlich. Dieses griechische Wort bezeichnet immer Handeln oder Verhalten und nicht nur innere emotionale Vorgänge.
Wenn Erbarmen also nicht zur konkreten Handlung führt, sondern nur bei frommen Vorsätzen bleibt oder sich vom möglichen Risiko abschrecken lässt, dann war es wahrscheinlich nichts anderes als Sentimentalität. Und Sentimentalität ist der größte Feind des Erbarmens, denn es ist mit bewegten Gefühlen zufrieden, wird aber nur selten aktiv. Erbarmen dagegen will handeln und wird aktiv.